Mittwoch, 22. Januar 2014

Ode an die Spießigkeit



Na gut, keine Ode. Wer Lyrik erwartet, der muss woanders suchen. Aber das klang gut. Verurteilt mich.

Wahnsinn, jetzt war ich schon so stolz auf mich, dass ich meinen "Ein-Eintrag-Pro-Woche"-Plan einhalte und dann stimmt das gar nicht. Sind ja doch schon fast zwei Wochen ins Land gegangen seitdem ich mehr oder weniger elegant wieder aus den Ruinen meines Blogs emporstieg. Aber das nehmen wir mal nicht so eng, hier also wie versprochen meine Istanbul-Bilanz Teil 2.0:

Da das Zahlen-System in meinem letzten Eintrag irgendwie völlig willkürlich, unsystematisch (schreibt man das so?) und unübersichtlich ist und sich niemand darüber beklagt hat, werde ich es hier also nach Lust und Laune weiterführen. Nur so zur Info.

3. Dinge, die ich an Deutschland vermisse:
Zucht und Ordnung. Jaja, Die deutsche Spießigkeit ist ja sooo ätzend! Immer diese Steifheit und Verkniffenheit und Zugeknöpftheit, Regeln über Regeln und wer zur Hölle braucht schon Bürokratie? Gedanken eines Deutschen, der sich mit leidenschaftlicher Naivität nach der südländisch-lockeren Lebensart sehnt. Wo man mittags unter den Zitronenbäumen ein kollektives Nickerchen im Sonnenschein hält.
Nein. Die deutsche Spießigkeit ist klasse. Ich bin ein Spießer und ich stehe dazu. Du willst ein Päckchen von der Post abholen? Kein Problem, komm einfach mal auf gut Glück vorbei, vielleicht hat das Teil sogar während den Öffnungszeiten geöffnet. Gut, hab ich gemacht. Auf meine sorgfältig einstudierte Frage ob hier jemand Englisch spricht, wird mir von mehreren Seiten breit lächelnd versichert, dass gleich jemand für mich vorbeikommt. Also abwarten und Çay trinken. Als nach einer halben Stunde sich immer noch niemand meiner erbarmt hat frage ich nochmal nach. Jaja, ist schon unterwegs. Ich warte also fleißig weiter. Zehn Minuten später hebt die Post-Angestellte meines Vertrauens zum ersten Mal den Blick von ihrem Handy und öffnet die Tür hinter sich. "Hier ist gerade (!) jemand gekommen der Englisch spricht."
Ach ja, das mysteriöse Päckchen habe ich übrigens immer noch nicht. Die meisten Post-Leute mit denen ich gesprochen habe schien es doch sehr verwunderlich dass ich davon ausginge, dass sie mir weiterhelfen könnten. Weiß auch nich wie ich auf diese Schnapsidee kam. 

2. Radiosender. Also versteht mich nicht falsch, es gibt hier schon welche. Aber nach dreimal Katy Perry innerhalb einer halben Stunde möchte ich die Frau auf undamenhafte Weise lynchen. Da lob ich mir den besten Mix aus 80ern, 90ern und den Hits von heute.

4. Dinge, die ich an Deutschland absolut nicht vermisse: 

1. Die komische Angewohnheit, Brot in Scheiben zu schneiden. Einfach abreißen. Ist küntlerisch gesehen auch
viel wertvoller.

2. Lena Meyer-Landruth.Man stelle sich diesen Werbespot in Dauerschleife vor. Manchen Dingen kann man nicht entkommen.

http://www.youtube.com/watch?v=1i6cMnqu6RI
(Achtung, dieser Blog wird durch Produkt-Placement unterstützt)

Ach ja, wo ich grad so schön bei der Schleichwerbung bin. Mein schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilter Vorsatz, über die Politik hier zu schreiben ist- naja, gescheitert eben. Aber zum Glück sind nicht alle Leute hier so erfolgreich ignorant wie ich, deswegen möchte ich an dieser Stelle wärmstens auf den Blog meiner hochgeschätzten, stets informierten Asien-Korrespondentin Steffi hinweisen. Das lohnt sich wirklich.
http://steffiinistanbul.tumblr.com/ 

Das wars dann heute von mir, ich hab Hunger. Wir sehen uns dann selbstverständlich planmäßig nächste Woche (Der gute Wille ist da!) 

Eure Lena (hab ich meine Einträge sonst unterschrieben?!)

Freitag, 10. Januar 2014

Ja, es tut mir leid

An alle die ich noch nicht von meinem Blog vergrault habe: 1. Frohe Weihnachten (verspätet) 2.Frohes Neues (verspätet) und 3. Sorry (ebenfalls verspätet). Mein letzter Eintrag ist jetzt fast 7 Wochen her,  23. November.  Kann mich noch gut dran erinnern. Der verhängnisvolle Abend an dem ich die 50-Jahre-Doctor-Who- Jubiläumsfolge verpasste (An dieser Stelle wird das Blogschreiben unterbrochen,  ich schaufel mir ein Loch und weine ein bisschen) Aber die Wunden sind immer noch zu frisch um darüber sprechen zu können, also lassen wir das.  Von meinem einmal endlos scheinenden halben Jahr sind gerade mal gute 8 Wochen übrig. Und ich weiß nicht wie ich das finde oder ob ich das überhaupt irgendwie finde. Naja auch egal,  ich ziehe jetzt mal eine kleine Bilanz der vergangenen 17 Wochen:

1. Dinge, die ich in Istanbul gelernt habe: 1.  Verkehrstechnische Tiefenentspanntheit. Was gibt es schöneres als sich von einer Symphonie an wohlklingendem Gebremse(selten)/Gehupe (chronisch)/Gefluche (leider auf türkisch)/Gemotoraufgebrause (in Ermangelung eines besten Wortes) in den Schlaf wiegen zu lassen?

                                         Samstagnacht, 3 Uhr. Willkommen auf meinem Balkon.


Auch nett: Die Countdown-Ampeln. Da ist man grad nichts böses ahnend auf halbem Weg mitten auf offener Straße, da fängt eine Blechstimme an, unbeeindruckt von 5 runterzuzählen. Renn oder stirb. Das bringt Schwung in den grauen Alltag! 
2. Wichtige Erkentniss: Ich möchte doch nicht um 18. Jahrhundert leben. Schon mal eiskalt im Stockdunklen geduscht? Ist eine Erfahrung wert. Ebenso ein beinahe-Candlelightdinner, nur eben ohne Candles sondern im sanften Schein diverser Smartphone-Bildschirme. Sehr romantisch. Warum in einer Großstadt wie Istanbul so oft der Strom weg ist? Im Zweifelsfall wars Erdoğan. Jedenfalls hat mich das ganze ein wenig desillusioniert und ich habe die Basteleien an meiner persönlichen Zeitmaschine aufgegeben. Die Neuzeit ist eigentlich doch ganz nett.

2. Dinge, die ich in Istanbul nicht gelernt habe: 
1. Kochen. Ich ess das Zeug lieber.
2. Ballspielen. "Run! The Boehler-Girl will destroy us al!!" So siehts aus, und stolz drauf! Trefferquote für zerbrechliche Gegenstände im Umkreis von 500 Metern: 100 Prozent. 
3.
Ooh wie schön! Haben das die Kinder für dich gemalt? Ich sage dazu jetzt mal nichts.

So. Da sich dieser Eintrag jetzt schon mehrere Male selbst gelöscht hat (Will er mir damit was sagen?), habe ich auch schon zwei bis drei mittelschwere Tobsuchtanfälle hinter mir. Um meiner angeknaksten Psyche nicht den Rest zu geben habe ich also beschlossen, meine Bilanz-Liste zu splitten. "Was ich an Deutschland vermisse und nicht vermisse"- Das sehen Sie in der nächsten brandneuen Folge von Lenas unschlagbar unregelmäßigem Blog. Vielleicht dann ja auch zur Abwechslung mal mit ein paar Infos zu Land, Leute, Kultur und Politik...okay, bei letzterem lüg ich mir grad selbst in die Tasche. Wie dem auch sei. War schön euch mal wieder,ähm, gesehen? zu haben, görüşürüz!