Vor fast genau einem Monat bin ich hier in Istanbul
gelandet. Wenn ich daran denke, wie ich mich von allen
in Deutschland verabschiedet habe und wie ich mit Steffi mit Schmetterlingen im
Bauch im Flugzeug saß, erscheint es mir, als wären erst wenige Tage vergangen.
Gleichzeitig aber kommt es mir vor, als wäre ich schon Ewigkeiten hier in
Istanbul. So oder so, höchste Zeit für eine Zwischenbilanz:
1.
Was ich an der Türkei am meisten schätze: Ganz klar, die türkische Wärme und
Hilfsbereitschaft. Hier scheint jeder bereit zu sein, seine eigenen Pläne
hintenanzustellen wenn man in Schwierigkeiten steckt (Was ich natürlich fast
nie tue, räusper). Ach ja, und die Regelung mit dem Verkehr. Schon wenn ich mir
in Deutschland eine Fahrkarte von Geltendorf nach München kaufen will gerate
ich ja immer extrem ins Straucheln (Wieviel Zonen sind das nur wieder? Gilt das
Zonen-System eigentlich überhaupt noch? Wenn ja, wieviele Streifen für wieviele
Zonen? Und wenn nein, wie soll man das sonst machen? Krieg ich Schüler-Rabatt? Und
warum kostet das Partner-Tagesticket weniger als das Single-Ticket? Und was zur
Hölle ist der Innen-und was der Außenraum? Hää?! Ach, egal, ich fahr einfach
als Kind.) In Istanbul hat irgendein genialer Mensch an Leute wie mich gedacht
und eine noch genialere Sache erfunden: Die Istanbul-Kart. Man lädt einfach
Geld drauf und los geht die wilde Fahrt (hier meistens wörtlich zu nehmen).
Egal wohin, egal wie lang, ob Bus, Fähre oder Metro. Einmal über den Display
ziehen und warten bis es Piep macht. Von ganzem Herzen: Danke.
2.
Was ich an Deutschland am meisten vermisse: Schwarzbrot. Und feste Abfahrtszeiten.
3.
Was ich an den Türken mag: Dass sie einem immer Tee anbieten :)
4.
Was mich an den Türken nervt: Typisches
„südländisches Temperament“. Ist ja mal ganz nett, aber auf Dauer einfach
nichts für mich. Zu anstrengend. Für
leidenschaftliche Auseinandersetzungen darüber, ob jetzt grüne oder rote
Paprika die bessere ist, bin ich wahrscheinlich schlicht und einfach zu
faul. Hier knallen aus den seltsamsten
Gründen gerne mal die Türen. Da ich aber eh herzlich wenig von den hin-und
herpeitschenden Wortgefechten verstehe, nutze ich die Zeit meistens um über
meinem Glas Cay ein bisschen zu meditieren. Ohm.
Ach ja, und die ständigen Versuche mich
unter die Haube zu bringen find ich auch nicht ganz so klasse.
5.
Was ich umsonst eingepackt habe: Meinen
Istanbul-Stadtplan. Der zeigt, wie ich festgestellt habe, nur einen
winzigen Bruchteil der Stadt. Und zwar genau den, der wegen den Touristenmassen
sowieso bestens beschildert ist. Sehr gut investiert, das Geld.
6.
Was ich hätte mitnehmen sollen: Bücher. Die Fahrten sind lang. Bei dem
Versuch hier einen englischen Buchladen zu finden habe ich mich, nicht zum
ersten Mal, gnadenlos verlaufen. Als ich dann endlich drinnen war wollte mich
der freundlich und nur leicht aufdringliche Verkäufer nicht eher gehen lassen,
bis er mir ungelogen jedes Buch in seinem Geschäft einzeln angepriesen hat.
Mitsamt Angaben zu Inhalt, Autor und moralisch-gesellschaftspolitischer
Bedeutung. Zur Bestätigung seiner Lobreden wurde mir dann begeistert eine
Auswahl von Briefen und E-mails gezeigt, die ihm enthusiastische Leser
geschrieben haben, rein zufällig waren natürlich auch ein paar auf Deutsch
dabei. Ob diese „Deutschen“ überhaupt lesen konnten wage ich nach Worten wie
„Diese Buch best!!!“ allerdings zu bezweifeln.
Was ich sonst noch gut hätte gebrauchen
können: Schicke Kleidung und schöne Schuhe. Hätte ich bei einem
„Freiwilligendienst“ auch nicht gedacht, aber so ist es.
7.
Mein persönlichen Istanbul-Highlights in drei
Worten: Schafskäse, Istanbul-Kart,
Bosporus-Brücke.
Soviel dazu. Zusammen mit meiner Gastfamilie habe ich diese Woche übrigens gleich mal den Kontinent gewechselt. Was ich dabei gelernt habe: Es rät sich nicht, auf die mit misstrauischem Blick gestellte Frage einer 14jährigen "Do you like Justin Bieber?" mit einem aus Panik drei Oktaven zu hohem "Yes?!?" zu antworten. Kleine Lügen bestraft Allah sofort.