...das ich schon eine Woche hier bin! Und in dieser einen Woche ist schon so viel passiert, dass ich damit ein ganzes Buch füllen könnte! Dem klassischen Verlauf eines Freiwilligendienstes nach zu urteilen, den ich auf meinem Vorbereitungsseminar bekommen habe, befinde ich mich allerdings noch in der "Honeymoon-Phase". Man findet alles super aufregend und ist von allem und jeden hellauf begeistert. Dass mich das stundenlange Beine-in-den-Bauch-Stehen in völlig überfüllten Bussen auf noch überfüllteren Straßen hellauf begeistert kann ich zwar nicht behaupten, aber der Rest kommt hin. (Über den Verkehr hier wird ich wohl noch nen eigenen Blogeintrag schreiben, der ist einfach beispiellos)
Schon das erste Wochenende wurde ich dann mit dem ersten Klischee konfrontiert: Der obligatorische Verwandtenbesuch! Dass heißt erstmal gefühlt 5 Tanten und 12 Cousins und Cousinen, Küsschen links, Küsschen rechts, Are you hungry?, wenn nicht, auch egal, gibt trotzdem was. Und zwar, ganz traditionell rund um einen kleinen Tisch herum auf dem Boden sitzend. Da können einem nach zweistündiger "Zwischenmahlzeit" gerne mal die Beine einschlafen! Einer der wichtigsten Gründe für den Besuch ist dann allerdings weniger traditionell: Freies WLAN für alle, juhu! Und so sitzen ich und meine beiden Gastschwestern drei Stunden im Wohnzimmer, hören Adele und gucken Doctor Who (Ja, das kommt hier im Free-TV, schäm dich, Deutschland!). So anders sieht der Verwandtenbesuch bei uns eigentlich auch nicht aus.
Touristenmäßig hab ich in der einen Woche übrigens schon gut vorgelegt: Vom ehemaligem Sultanspalast Topkapı (Der Mann hatte Geschmack!) über die blaue Moschee und die Hagia Sofia bis hin zum Großen Bazar. Wobei letzterer mich bei weitem am meisten beeindruckt hat! Wahnsinnige Reizüberflutung! Und zwar in allen Bereichen: Überall Farben, seien es nun getrocknete Früchte, Tücher oder bunte Teppiche. Die Luft ist voll vom Geruch verschiedener Gewürze und die Händler schreien mit der Musik um die Wette und sich gegenseitig in den Boden. Gerade als ich denke: Ja, SO hab ich mir das vorgestellt, schallt mir aus einem Lautsprecher eine Stimme entgegen: Justin Bieber. An dem Typen kommt man wohl nie vorbei.
Aber genau dieser Kontrast zwischen traditionell und modern, alt und neu, orientalisch und europäisch ist es, der Istanbul für mich so wahnsinnig faszinierend macht! Neben uralten historischen Moscheen schrauben sich stahl-und glaslastige Wolkenkratzer in den Himmel. Besonders schräg fand ich diesen Kontrast in einem kleinen Laden auf dem Großen Bazar: Recht gibt's Kopftücher und Schleier, links die (farblich passenden!) Spitzen-Dessous. Da hat jemand Sinn fürs Geschäft.
Neben dem Verkehr könnte ich auch über das Essen seitenlang schreiben (die erste Magenverstimmung hab ich schon hinter mir). Aber das kommt noch. Genauso wie das Istanbuler Nachtleben. Ich sag nur eins: Wahnsinn!
Morgen freue ich mich dann erstmal auf eine türkische Hochzeit! Und deswegen muss ich jetzt auch schlafen. Gut Nacht.