Freitag, 4. Oktober 2013

Jaa, auch hier kommt mal der Alltag

Merhaba! Vor ziemlich genau drei Wochen bin ich hier in Istanbul gelandet und ich muss sagen, die Zeit vergeht wie im Flug! Doch für die kurze Zeit habe ich mich inzwischen echt gut eingelebt. Was vor allem heißt, dass ich täglich mindestens drei Liter schwarzen Tee trinke, einen halben Leib Weißbrot zum Frühstück verputze und auch bei Rot über die Straße hechte. Ich habs echt satt angestarrt zu werden als wär ich grenzdebil nur weil ich - wie bescheuert kann man sein?-  schön artig warte bis die Ampel grün wird.
An welchen Sachen ich noch so merke dass allmählich der Alltag bei mir einkehrt? Ich springe am Morgen nicht mehr mit den Gedanken "Juuhuu ein neuer Tag, ein neues Abenteuer!!" aus dem Bett sonders verfluche meinen Wecker und zieh mir die Decke über den Kopf. Ich  denk auch nich mehr bei jedem türkischen Wort "Hmmm, was das wohl heißt?! Gleich mal im Wörterbuch nachschaun!". Ich verpasse wie gewohnt meine Haltestellen weil ich zu sehr in mein Buch vertieft bin (Jane Austen, Gott hab sie selig, sei Dank). Alles also wieder fast ganz normal bei mir.

Bis auf diese kleinen Begebenheiten die einem in Deutschland nie passieren würden. Wie als ich vor ein paar Tagen von meiner Chefin mitgenommen und in einer wildfremden Gegend gelandet bin. Bevor ich, schon voll in Panik wie zum Teufel ich je wieder nach Hause finden soll, mich richtig umgucken kann, hat man mich schon einer Gruppe mit Tüten bepackter türkischer Großmütter in die Hand gedrückt. Die können zwar kein Wort Englisch aber ihrem Lächeln nach zu urteilen sich nichts schöneres vorstellen als die "Kücük Almanca"(die kleine Deutsche, das bin ich^^) durch den Istanbuler Feierabendverkehr an die richtige Adresse zu lotsen. Und so verbringe ich zwei Stunden in überfüllten Bussen an der Seite (oder teilweise auch an der Hand) freundlicher fremder Frauen, die mich wenn sie aussteigen eben einfach an eine Person ihres Vertrauens (oder auch nicht) weiterreichen. So kommt man auch nach Hause :) 

Diese Woche hat auch endlich mal meine Arbeit angefangen, ein kleines Büro mit großem Keller im europäischen Viertel Fatih. Um dort hin- und von dort aus wieder zurück zu gelangen kostet es mich täglich 4 Stunden Fahrzeit und eine gehörige Portion Nerven. Erst mit dem vollgestopften Bus zum Hafen, dann mit der Fähre rüber nach Europa (meine Begeisterung fürs Fährefahren ist inzwischen etwas gedämpfter. Bei 8 Grad, Regen, Wind und einem Stehplatz im Freien nicht mehr ganz so romantisch.) und schließlich mit der Tram nach Fatih. Das ist mein Lieblingsteil, denn hier begegnet man fast immer ein paar Deutschen, die meistens- Klischee hin oder her- gerade dabei sind sich über irgendwas zu beschweren. Vorzugsweise der Verkehr, obwohl auch das Wetter grad ganz hoch im Kurs steht. Heute dann die erste Unterrichtsstunde. Ich und sechs Drittklässler, deren Englisch sich auf "Hiiiii" beschränkt. Nach etwaigen Versuchen, meine Autorität durch türkisches Geblabbel zu untergraben wurden schließlich wenig schmeichelhafte Bilder von "Läna" an die Tafel gekritzelt, die zwar meinem Selbstbewusstsein einen Knacks verpasst haben die ich aber natürlich trotzdem alle very nice fand. Mit frischer Motivation hatte ich dann die glorreiche Idee, ihnen den "Good Morning- Song" beizubringen. Ich fand den mit acht Jahren schließlich schon ziemlich cool. Nach drei musikalisch mehr oder weniger erfolgreichen Durchläufen dann die Frage, ob ich ihnen nicht lieber Gangnam-Style beibringen kann. Na. Super.




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